Miteinander mit Kindern in der geistlichen Familie – Teil 1
15.3.2023

Eine Vision für ein Miteinander mit Kindern in der geistlichen Familie  

Teil 1: Wo wir herkommen, wo wir hinwollen

Autorin: Renée Bauer

 

Seit mehreren Jahren sind wir in der Elia-Bewegung dabei, Wege zu finden, wie wir die Kindergeneration bei uns integrieren können. In meinem Herzen ist das starke Verlangen, dass Kinder schon in jungen Jahren in ihrer persönlichen Beziehung zu Jesus und ihrer geistlichen Wahrnehmung wachsen und einen aktiven Teil am Geschehen der geistlichen Familie haben.

Unsere Herausforderung ist, dass wir darin unerfahren sind, Kinder in den geistlichen Fluss einer Veranstaltung zu integrieren im Miteinander mit den anderen Generationen. Wir haben dann oft die Tendenz, auf das zurückzugreifen, was wir schon kennen. Das hat durchaus Vorteile, wenn wir jedoch diese Art des Miteinanders erleben möchten, brauchen wir andere Wege, um dies zu gestalten. Dabei kann es hilfreich sein, einen Blick auf uns vertraute Modelle zu werfen, wie Kinder bisher Teil von geistlichen Veranstaltungen waren. Vielleicht können wir daraus verschiedene Komponenten aufgreifen.

 

1.    Still sitzen

Auf Englisch heißt es: „Children should be seen and not heard.” Dieses Modell kenne ich gut von meinen Eltern und Großeltern. Von den Kindern wurde erwartet, dass sie in den Gottesdienst kamen und während der ganzen, oft langen Veranstaltung schweigend sitzen blieben, ohne zu stören. Progressiv wurde es dann, wenn Kinder etwas Kleines zum Naschen bekamen (ich erinnere mich noch an die kleinen Rosinenschachteln!).

Die Schwächen von diesem Modell sind uns wahrscheinlich allzu bekannt, aber dabei gab es auch eine echte Stärke. Kinderhaben Ehrfurcht gelernt. Die Atmosphäre in der Kirche glich keinesfalls der auf dem Schulhof. Man wusste, wie man sich zu verhalten hat und das war ganz normal.

Ehrfurcht hat wahrscheinlich heutzutage einen relativ schlechten Ruf, aber ich sehe die Frucht davon im Leben meiner Großeltern. Ihr Respekt und ihre Liebe zu Gott und seinem Wort trugen sie durch vielen Krisen und sie hielten sich an ihrem Glauben fest. Dabei lebten sie ein aufrechtes Leben vor Gott in seinen Ordnungen und übten einen starken, positiven Einfluss auf die Gesellschaft aus.

 

2.    Separates Kinderprogramm

Dieses Modell haben viele von uns, die christlich aufgewachsen sind, in verschiedenen positiven Ausführungen erlebt.

a.    Spätestens mit dem Fortschritt der allgemeinen Bildung im 19. Jahrhundert kam die Entwicklung von Sonntagsschulen und Kinderbibelstunden auf. Die Kinder erhielten wertvolle Bibelkenntnisse und viele kamen dadurch zum Glauben. Ich kenne Erwachsene, die Jahrzehnte später noch davon erzählen, was sie damals von beliebten Kindermitarbeitern gelernt haben.

b.    In den 1990er Jahren entwickelten sich die Kindergottesdienste bei uns weiter, wo Kindern mehr auf unterhaltsame, kreative Art Bibelgeschichten und Werte vermittelt wurden. Viele Kinder gehen gern zum Kinderprogramm und durch das Angebot fühlen sich Familien in der Gemeinde willkommen.

c.     Sehr wertvoll sind auch Kindercamps, Kinderkonferenzen und andere Kinderveranstaltungen, wo Kinder noch intensiver miteinander Gott erleben, anbeten, beten und sogar mit Geistesgaben Erfahrungen machen. Wir selber haben in unserer Region etliche Jahre lang so ein monatliches Treffen gemacht und dabei viel Positives erlebt.

 

3.    Kinder bewegen sich im Raum

Möglicherweise durch Mangel an Kindermitarbeitern oder weil wir gespürt haben, dass es schön ist, wenn die Kinder mit im Raum sind, haben wir versucht, die Kinder im Treffen der Erwachsenen dabei zu haben. Die Kinder dürfen sich relativ frei bewegen, haben vielleicht Spielzeug oder Malsachen dabei und bekommen etwas von der Atmosphäre im Raum mit. Sie nehmen auch eventuell etwas vom Inhalt des Treffens wahr und haben dadurch eine Verbindung zu ihren Eltern und zur Welt der Erwachsenen.

 

4.    Zu Hause bleiben

Oft sind geistliche Treffen anstrengend für Kinder und Eltern zugleich. Manchmal können normale Schlaf-oder Essenszeiten nicht eingehalten werden oder ein Treffen ist mit einer langen Reise verbunden. Der Inhalt oder das Format des Treffens mag für Kinder nicht geeignet sein. Vielleicht bleiben auch durch die alltäglichen Herausforderungen in der Schule oder im Familienleben keine Kapazitäten übrig. Diese und andere Faktoren führen dazu, dass Familien sich manchmal entscheiden, die Kinder zu Hause zu lassen. Dann kann auf die Bedürfnisse der Familie besser Rücksicht genommen werden und man versucht, den Frieden zu Hause zu bewahren.

 

In unserem Herzen ist jedoch ein Verlangen nach einer Art und Weise der Gemeinschaft, wo alle Generationen im Miteinander in tiefer Weise Gott begegnen. Darin können wir hoffentlich die Stärken der ersten vier Modelle mit einbeziehen.

 

5.    Miteinander der Generationen

Wir träumen von einer Kultur, bei der die Kinder gemeinsam mit den anderen Generationen in die Gegenwart Gottes kommen, wir alle den Heiligen Geist erleben und zusammen agieren. Eine Kultur, in der Kinder als eigenständige Personen mit göttlichen Begabungen und Berufungen wahrgenommen werden und bei der ihre Teilnahme an dem Geschehen genauso selbstverständlich ist wie die ihres Vaters oder ihrer Großmutter. Eine Kultur, bei der Kinder in Sicherheit und Freiheit aufwachsen dürfen, sich ihr Potenzial natürlich entfalten kann und sie reale Erfahrungen mit dem Wirken Gottes machen. Eine Kultur, in der sie ein Geben und Nehmen mit Gleichaltrigen und Älteren leben, bei der sie von der Weisheit der anderen Generationen profitieren und zugleich Demut und Kühnheit lernen.

 

Ich glaube, im Kern dieses Ansatzes ist die echte Zuwendung der Herzen der Väter zu den Kindern und derHerzen der Kinder zu den Vätern (Mal. 3,24). Durch dieses Einswerden im Herzen wächst in unserem Miteinander die Tiefe, nach der wir uns sehnen. Und da wollen wir hin!